Wie geplant
liefen wir gestern in Melbourne ein. Wieder gab es für die, die das Schiff
verlassen wollten oder mussten (z.B. die Gruppe von ca. 60 Amerikanern) ein
Zeitfenster von vier Stunden, in denen sie das tun konnten und zum Flugplatz
transportiert wurden. Von Deck aus konnten wir sehen, wie die Busse ankamen,
die Leute ihr Gepäck (GEPÄCK!!!) verstauten, einstiegen und abfuhren. Ich denke
bisher haben alles in allem etwa 500 Menschen das Schiff verlassen, aber ich
kann auch falsch liegen. Während der Mahlzeiten scheint es etwas ruhiger zu
sein, aber das kann auch an der etwas gedämpften Stimmung der Hinterbliebenen
liegen.
Während
also einige Leute davon fuhren, hatten wir an Bord Zeit uns Melbourne
anzusehen, soweit wir das vom Schiff aus tun konnten, und das neben uns
liegende Kreuzfahrtschiff genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Golden Princess
war auf einer 15-Tage Kreuzfahrt um Neuseeland herum von und nach Melbourne.
Sie sollten in Auckland landen, als an Bord Krankheit
ausbrach und Neuseeland ihnen jegliche Landung untersagte. Also mussten sie
vorzeitig nach Melbourne zurückkehren. In den Nachrichten gab es verschiedene
Aussagen zu dieser Krankheit : in
einigen wurde behauptet, es gäbe wenigsten einen Fall von Coronavirus an Bord.
Solange wir Seite an Seite lagen, beobachteten wir, wie Sanitätswagen ankamen
und eine große Menge Lieferungen eingelagert wurden, so als bereiteten sie sich
auf eine längere Zeit der Isolation vor. Und offensichtlich durfte niemand das
Schiff verlassen. Später lasen wir in einer Zeitung, dass alle Leute an Bord
einzeln getestet würden und die, die okay waren, angewiesen wurden, bis auf weiteres
in ihren Kabinen zu bleiben. Ob sie in dieser Zeit mehr als die Körpertemperatur testen konnten, weiß ich nicht.
Unsere
Position am Pier war nicht so nah der Innenstadt, wie das in Sydney der Fall
war, aber wir konnten doch sehen, dass sie in Melbourne einen schönen und
weiten Strand haben. Wir sahen nur wenige Menschen am Strand und große Abstände
zwischen ihnen. Ob das schon das neue Regime war oder das Wetter für Melbourner
einfach nicht schön genug war, um an den Strand zu gehen, kann ich nicht
beurteilen. Und, Resi, wir haben zu den Hügeln im Osten geschaut und Dir unsere
besten Grüßen gesandt.
Für
die an Bord Gebliebenen hat sich nichts geändert. Wir haben noch einen technischen Stopp in Fremantle / Perth und fahren
dann ca. zwei Wochen nach Dubai weiter, wo wir in Flieger gesetzt werden, die
uns nach Hause bringen. Aber in der Zwischenzeit haben die Franzosen hier die
Revolution angezettelt… naja, sie haben ihre Forderungen schriftlich
festgehalten und dafür Unterschriften eingesammelt, aber natürlich nur
französische! Ihre Forderung an den Kapitän und die Gesellschaft lautet: das
Schiff hat gefälligst nach Marseille zu fahren und sie (die Franzosen) dort
abzuladen. Was aus uns anderen wird, ist offenbar nicht ihr Problem.
Es
tut mir wirklich leid, aber langsam beginne ich dem allgemeinen Urteil hier auf
dem Schiff über die Franzosen zuzustimmen. Bitte versteht mich recht: es gibt
sicherlich nette Leute unter ihnen, und normalerweise halte ich absolut nichts
von Verallgemeinerungen, aber diesmal muss es wohl sein: Die Franzosen waren
mit ca. 800 Leuten die größte nationale Gruppe hier an Bord. Nicht alle
Franzosen waren unhöflich, aber wann immer ich in den letzten Wochen rüde behandelt
wurde, war es mit größter Sicherheit durch eine französisch
sprechende Person.
Einen anrempeln, ohne sich zu entschuldigen; einen beiseite stoßen und sich das
letzte Stück Kuchen vom Teller grapschen; an einer langen Schlange vorbeiziehen und sich
vorne reindrängen; einen großen Begrüßungszirkus veranstalten, wenn sie im
Aufzug auf einen Franzosen trafen, aber durch die anderen hindurchschauen, als
wären sie nicht vorhanden; im Bus protestieren, weil die deutsche Erklärung
länger gedauert hat als die französische. Und was mir wirklich wehgetan hat:
ich wollte in dem Maori Dorf gerade ein paar Ohrringe kaufen, als eine
Französin sie mir buchstäblich unter der Hand weggezogen hat, und obwohl ich sie bat, sie mir zu überlassen, hat sie die für sich selbst gekauft. Und hat dann hinterher noch gefragt, ob ich denn noch ein Paar gefunden hätte. Es waren offensichtlich handgemachte Unikate, bitteschön! Einer unserer Glasgower Freunde (glücklicherweise gibt es so was an Bord) meinte, er hätte nichts dagegen auf dem Schiff zu bleiben, aber nicht unter französischem Kommando!
Während
ich dies schreibe, finden mal wieder Treffen mit dem Kapitän statt. Wieder
besuchten wir die englische, weil erste, Veranstaltung. Er gab sich die größte
Mühe, noch einmal zu erklären, dass die angestrebte Lösung mit Dubai wirklich
fair ist, und dass kein europäisches Land zurzeit in der Lage ist, eine
Landegarantie für einen so langen Zeitraum zu geben, denn wir wären ja erst
Mitte April wieder im Mittelmeer. Die Zuhörer benahmen sich anständig und
akzeptierten die Argumente des Kapitäns. Aber da standen auch schon
Sicherheitsleute bereit, denn als nächstes kam die französische Show! Nun
fragen wir uns, was die Grand Nation diesmal wieder auf dem Wunschzettel haben
wird.
Natürlich
wären auch wir froh, wenn wir in einem europäischen Hafen landen könnten, denn
das würde die Flugzeit halbieren. Aber uns wurde auch früher schon erklärt,
dass es nicht nur die Unsicherheit über eine Landeerlaubnis in einem
europäischen Hafen ist. Das andere Problem ist der Suezkanal. Die Durchfahrt
muss sehr langfristig gebucht werden, und jedes Schiff muss zusätzliche
Sicherheitskräfte an Bord nehmen, da der Golf von Aden Piratengebiet ist. Nun
hängt aber unsere Sicherheit als Corona-freies Schiff davon ab, dass NIEMAND an
Bord kommt, außer unverzichtbare Piloten
und Zollbeamte, aber das sind nur Individuen, die gezielt auf die Brücke oder
ins Büro geführt und wieder hinausbegleitet werden, mit all den möglichen
Vorsichtsmaßnahmen, die nur zur Verfügung stehen. Die bewaffneten
Sicherheitskräfte aber müssen überall hingehen können und sich frei über alle
Decks bewegen können. Dadurch würden wir unseren Status als garantiert
Virus-freies Schiff verlieren, was dazu führen könnte, dass Häfen uns abweisen,
wir für einige Zeit in Quarantäne oder auf dem Schiff bleiben müssten.
Wir
werden Euch auf dem Laufenden halten, wie es mit uns weitergeht. Vielen Dank
auch für die vielen lieben Botschaften und Emails!
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As planned we arrived in Melbourne
yesterday and again those who wanted or were ordered to leave (the last group
around 60 Americans) had a window of opportunity of about four hours to do so.
We could watch buses arriving, taken people and bags (BAGS!!!!) on board, and
departing again. I guess about 500 people now have left the ship altogether,
but I could be wrong. Mealtimes seem to be a bit quieter than before but that
can be due to slightly subdued moods of those who remain. Meanwhile we on board
had time to explore Melbourne for as much as we could see from the ship and
watch passengers on the other cruise ship which docked right next to us. The
Golden Princess had been on a 15-day-cruise around New Zealand, starting from
and returning to Melbourne. Before they could land in Auckland, people fell ill
on the ship and New Zealand denied the ship access, so they had to cut short
their cruise and return to Melbourne. There were different versions in the news
about that illness. Some stated that there was at least one case of Coronavirus
on board. As long as we lay side by side, we saw that paramedics came on board
and that supplies were delivered in huge quantities, as if they prepared for
quite a long time. But obviously nobody was allowed to leave the ship. Later we
read in a newspaper that they tested people one by one and everybody who received
a ‘clear’ was supposed to stay in their cabins until further notice. What kind
of tests they were, I don’t know.
Our position on the pier was not so
close to the city as it was in Sydney, but at least we could see that they have
a lovely and wide beach in Melbourne. There were a few people, who kept huge
distances to one another. I have no idea whether this was because of the new
rules or if the day was just not brilliant enough for locals to go to the
beach. And, Resi, we looked east to the hills and send you our best wishes!
Our situation on board has not
changed: we are still having a technical stop in Fremantle and we are still
going to Dubai. But meanwhile the French (!) started a revolution… well they
wrote a petition and collected signatures (only French signatures!) to force
the captain and the company to bring them back to Marseille. On board of the
ship, of course! And only the French! The rest of us might go to hell and back.
Sorry, but I am really starting to
join in the general attitude on board towards the French. Please
understand: there are most certainly
lovely people amongst them, and normally I shy away from generalisations, but
this time it has to be: The French with 800 passengers were the largest
national group on board. Not all French were impolite, but whenever on the
cruise I came about some rude behaviour, it was more than likely that this came
from a French person. Bumping into you without saying ‘Sorry!’; pushing you
aside and grapping the last piece of cake from a plate; rushing along a long
queue of people and forcing themselves in pole position; in entering the lift
and making a huge fuss when French people were there; when they just ran into
you or any other non-French person, they looked through you as if you were
clean air; protesting in the bus because the German explanation took a bit
longer than the French one. And what hurt me most: in that Maori village, I
just wanted to pay for some lovely earrings, when a French woman grabbed them
and although I begged her to let me have them, bought those for herself. And
asked me afterwards, had I found another pair! Those earrings were handmade and
one of a kind! One of our Glaswegian
friends (we are happy to have those on board) replied, when we asked him would
he stay or leave, he did not mind staying, but not under French rule!
Just as I write this there is
another meeting with the captain. We went again into the English meeting. He
did his utmost to explain, why Dubai was a fair solution and that no European
country for the foreseeable future would guarantee us permission to land. The
English-speaking audience was again well behaved and accepted the captain’s
arguments. But they already had positioned security people as the next show
will be the French one! So we wonder what next the Grand Nation will have on
the wish list.
Of course we would be happy to end
up in a European port. It would half the flight time back to Munich. But we
understand that beside the uncertainty of access to any port, the other problem
is the Suez Canal. Not only has one to book the transfer a long time in
advance, but every ship has to take security personal on board because there are
pirates in the Gulf of Aden. Now our safety as far as our status as Corona-free
ship is concerned demands that NOBODY comes on board, except pilots and custom
people, but those are individuals who are guided to the bridge or into the
office and back without any further contact and under all kinds of protection.
These armed security forces must have the right to go wherever they think is
necessary on the ship and all decks are open to them. So we will lose our
status as definitely virus-free. Which could mean that we might reach a
European port but are all put in quarantine or kept on the ship for another two
weeks.
We will keep you informed about what
will happen to us. Thanks a lot for all the lovely messages and emails!