PUERTO MADRYN - PATAGONIEN / ARGENTINIEN


Solche Tage muss es auch geben. Ich wachte mit einem Niesanfall und Halsschmerzen auf. Aber weil ich nichts versäumen wollte, ging ich mit auf den geplanten Ausflug. Der leider der längste und uninteressanteste von allen Ausflügen war, die wir bisher mitgemacht haben. Zwischendrin war ich auch noch in einer Toilette eingeschlossen und kam nicht raus. So ein Tag also!

Aber fangen wir am Anfang an. Wir sind jetzt in Patagonien, und wenn Ihr denkt, das klingt romantisch: das ist es nicht!  Das östliche Patagonien, das vor allem zu Argentinien gehört, bekommt kaum Regen, weil sich an den Anden der Regen fängt und in Chile landet. In ein paar Tagen kann ich Euch dann erzählen, ob Patagonien auf der chilenischen Seite romantischer ist.

Das Patagonien, durch das wir viele Stunden fuhren, ist eine flache leere Steppe. Keine Bäume, nur struppiges niedriges Gewächs. Die vorherrschende Farbe ist Grau-Gelb und alles sieht eingestaubt aus. Michael hat es so beschrieben: Du schaust 5 Minuten aus dem Busfenster und hast die nächsten 500 Kilometer gesehen.

Wir landeten in Puerto Madryn (ca. 100 000 Einwohner). Die Stadt ist entstanden und gewachsen um den natürlichen Hafen herum und existiert nur für den Hafen. Das größte Problem ist offensichtlich Süßwasser, und bis vor wenigen Jahren war sogar die Versorgung der Stadt beschränkt. Nach Grundwasser zu bohren, hat keinen Zweck, da auch dieses zu salzig ist.

Unser Ausflug hatte drei Ziele: das Paläontologische Museum in Trelew, die kleine Stadt Gaiman und Punta Loma, wo man eine Seelöwenkolonie beobachten kann.

Das Paläontologische Museum ist am richtigen Ort, da Patagonien die Gegend ist, wo man die meisten und größten Dinosaurierfunde gemacht hat. Hier in der Gegend hat man den Titanosaurus gefunden, der als Modell an der Straße nach Trelew steht. Das Museum führte uns zurück durch die Geschichte, vom Eintreffen der ersten Menschen, der Fauna, die sie vorfanden (und zerstörten!), durch alle Erdzeitalter bis zu der Zeit, als Patagonien Teil eines Urmeeres war, in dem die ersten Organismen schwammen.

Die kleine Stadt Gaiman, die unser nächster Stopp war, wurden durch Walisische Siedler gegründet, die Mitte des 19. Jahrhunderts kamen, weil sie in Charles Darwins erster Veröffentlichung gelesen hatten, dass es hier einen Fluss gab. Den Rio Chubut gibt es tatsächlich und das kleine grüne Tal auf beiden Seiten wirkt wie eine Oase in der Wüste. Die Siedler brauchten aber trotzdem noch zehn harte
Jahre, bis sie den ersten Weizen ernten konnten, denn zunächst mussten sie mit Gräben und Kanälen ein größeres Stück Land urbar machen. Walisisch ist immer noch die erste oder zumindest die zweite Sprache der Einwohner von Gaiman und vieles in der Stadt ist noch von Wales geprägt. Wir wurden zu Tee und Kuchen in eine örtliche Teestube eingeladen. Es war der erste anständige Tee auf dieser Reise und auch die Kuchen waren vorzüglich. Ein lokaler Chor sang für uns. Es war einfach nur schön. Bis ich auf die Toilette musste und hinterher die Tür nicht wieder aufbekam. Ich rief um Hilfe. Hilfe kam. Der Rat: mit aller Gewalt gegen die Tür! Das tat ich. Ihr seht den Erfolg: ich bin wieder draußen und die Teestube in Gaiman hat jetzt eine demolierte Klotür.

Die letzte Station auf unserem Ausflug war Punta Loma, eine Aussichtsplattform, von der aus man eine Kolonie von Seelöwen beobachten konnte, die jedes Jahr in die geschützte Bucht kommen, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. Unsere Führerin erzählte, dass die Männchen
zuerst ankommen und um die besten Plätze kämpfen. Ein paar Tage später kommen dann die trächtigen Weibchen an. Ein Männchen kann einen Harem von bis zu 20 Weibchen haben, aber dann wird es schwer, die Familie beisammen zu halten. Die Jungen sind bei ihrer Geburt ganz schwarz. Auf den Photos könnt ihr vielleicht das viel größere und schwerere Männchen entdecken, mit den Weibachen und den schwarzen Babys drum herum.

Wir kamen zurück aufs Schiff und ich ging gleich ins Bett. Jetzt habe ich zwei Tage Zeit meine Erkältung zu kurieren, um dann in Ushuaia wieder fit zu sein, denn so nah werde ich der Antarktis wohl nie mehr kommen. 


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There must be those days! Woke up with a sore throat and a slight cold. But did not want to miss a thing, so went on the planned excursion. Which was the longest of all and the least interesting. Got locked in a toilet and had to struggle to get out. What a day!

But let’s start at the beginning. We are in Patagonia now, and if you think it must be romantic: it is not! The eastern part of Patagonia, which is mainly in Argentina, hardly gets any rain, because of the height of the Andes, which keep all the rains in Chile. I will be able to tell you in a few days if it is more romantic on the other side.

Now the Patagonia through which we travelled for many hours is a flat kind of empty steppe. No trees, just thorny shrubs. The dominant colour is greyish yellow, everything looks dusty. Michael described it so: you look out of the bus window for five minutes and you will have seen the next 500 Kilometres.

The port was Puerto Madryn (ca. 100,000 inhabitants). The town has grown around a natural harbour and is there because of it. The main problem in the whole area is obviously fresh water and until only a few years ago, water supply for the town was still limited. Even the
groundwater is too salty for human consumption.

Our excursion had three main aims: the Paleontological Museum in Trelew, the small town Gaiman and Punta Loma, where one can watch a colony of sea lions.

The Paleontological Museum was in the right place, as Patagonia is one of the areas with the most and the greatest dinosaurian finds in the world. One of the finds was the so called Titanosaurus, whose model stands next to the road to Trelew. The museum guided us backwards from the first humans to appear on the scene and the fauna they found (and destroyed!) through the different times to the moment when Patagonia was an early ocean and conserved the first organisms. 

The small town of Gaiman, our next stop, was founded by Welsh settlers, who landed in Puerto Madryn in the middle of the 19th century, because they had learnt from the first publication by Charles Darwin that there was a river in the area. The Rio Chubut is indeed there and the small green valley it forms is an oasis within the surrounding area. But it still took those settlers 10 hard years until they could harvest the first wheat, because with channels and pumps they first had to widen the arable land. Welsh is still the main or at least the second language in Gaiman and they still follow many welsh customs. We were invited to tea and cake in a local tearoom. It was the best tea I had since we started our great journey! And the cakes were delicious. A local choir sung for us. It was nice! Until I had to use the toilet and afterwards could not open the door! I shouted for help. Help came. And advised me to use as much force as possible. Which I did. And you see the result: I am here and the tea house in Gaiman has a demolished toilet door.

The last station on our excursion was Punt Loma, a point from which we could watch a colony of sea lions which regularly come to breed on the sheltered beach. Our guide told us that the males arrive before the females to fight for the best places. The pregnant females arrive a few days later. One male can have a harem up to 20, but then it is difficult to keep his family together. The pubs are born totally black. On the photos you might identify a male which is much larger than the females and the new-borns around him.

We came back to our ship and I went straight to bed. Now I have two days to cure my cold. Cross your fingers that I will be ready for Ushuaia, our nearest point to Antarctica.

MONTEVIDEO - URUGUAY


Uruguay ist das kleinste Land Südamerikas, es heißt jedoch, dass es das Land mit der besten Lebensqualität ist. Man nennt es die Schweiz Lateinamerikas. Die Bürger von Uruguay leben in einer
stabilen Demokratie, Korruption spielt keine große Rolle, sie haben ein kostenloses Gesundheitssystem und ein gutes Bildungswesen. Die Arbeitslosenrate ist erträglich und sie haben einen staatlich garantierten Mindestlohn. Uruguay hat den Gebrauch von Cannabis legalisiert (aber nur für die eigene Bevölkerung!). Sie sind stolz darauf ein säkularer Staat zu sein, die Religion hat so gut wie keinen Einfluss. Uruguay unternahm schon sehr früh Schritte, die Rechte der Frauen zu stärken, im Gegensatz zu anderen südamerikanischen Staaten. Auf der anderen Seite zahlt die Bevölkerung vergleichsweise
hohe Steuern, aber das scheint hingenommen zu werden. Soweit wir sehen konnten, ist der Unterschied zwischen Arm und Reich bei weitem nicht so krass wie in Brasilien oder Argentinien. Das alles ist sehr vorteilhaft für die Bürger Uruguays, aber was ist mit uns Touristen? Ehrlich gesagt, es gibt in diesem Land nicht viel Aufregendes zu sehen, weder in der Hauptstadt Montevideo noch auf dem flachen Land. Das Land ist tatsächlich vor allem flach und fruchtbar; die Stadt dagegen scheint ein bisschen vor sich hin zu träumen. Als ob sie das Buenos Aires von vor 20 Jahren kopierenwollte, nur in viel kleinerem Maßstab. Wir nahmen an einer geführten Tour durch das Stadtzentrum teil und fuhren dann aufs Land,
um ein Weingut zu besuchen. Wir erfuhren, dass das größte Problem des Weinanbaus in Uruguay ist, dass sie zu viel(!) Wasser haben. So waren ihre ersten Versuche, Wein zu produzieren, vergeblich, weil der Wein einfach zu „wässerig“ war. Mittlerweile haben sie Techniken entwickelt, die den richtigen Zuckergehalt in den Trauben erhalten, und dass ihr Wein heute mehr als trinkbar ist, davon konnten wir uns auf der anschließendenWeinprobe überzeugen. Wir probierten fünf verschiedene Weine und kamen ohne Kopfweh davon, was wirklich bemerkenswert ist.
Schließlich kamen wir ein bisschen beschwipst, aber sehr glücklich zum Schiff zurück und verließen Montevideo am Abend auf unserem Weg nach Patagonien. Nun da wir südwärts fahren, werden die Tage länger, aber die Temperaturen sinken auch wieder.
In Uruguay hörten wir von einer Persönlichkeit, die uns sehr beeindruckt hat. Hier ist eine Beschreibung, zitiert aus Wikipedia:

José Alberto „Pepe“ Mujica Cordano (geboren 20. Mai 1935) ist ein Politiker aus Uruguay, der von 2010 bis 2015 der 40. Präsident Uruguays war. Er war früher Mitglied der Tupamoros Guerrilla und saß in den Jahren
der Diktatur der 70er und 80er Jahre 12 Jahre im Gefängnis. Als ein Mitglied der Breiten Front Koalition von linken Parteien war er Minister für Viehzucht, Landwirtschaft und Fischerei von 2005 bis 2008. Anschließend wurde er in den Senat gewählt. Als Vertreter der Breiten Front gewann er 2009 die Präsidentenwahl und übernahm das Amt am 1. März 2010.
Er wird beschrieben als der „bescheidenste Präsident“ unter allen Staatsführern, weil er seinen einfachen persönlichen Lebensstil nie geändert hat und 90% seines monatlichen Gehalts von $12.000 an Wohltätigkeitsorganisationen und kleine Start-ups gespendet hat.‘


Wir fanden sein Gesicht als Wandmalerei gegenüber dem Parlament (Palacio Legislativo), als ob er weiterhin über das Verhalten der uruguayischen Politiker wachen wolle. 






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Uruguay is the smallest country in South America, however it is considered to have the best quality of life. They call it Latin America’s Switzerland. The Uruguayans enjoy a very stable democratic system, low level of corruption, free health care and a good education system, acceptable level of unemployment, while having a legal minimum wage. They have legalised Cannabis (but only for their own citizens!). They consider themselves to be a secular state, so the influence of religion is minimal. They have supported their women very early with a lot of legal rights compared to other Latin American countries. On the other hand they have to pay a lot of taxes, but the
people seem not to mind that much. As far as we could observe, the difference between rich and poor is not as crass as it is in Brazil or Argentina.


So far so good for the Uruguayans. But what about us tourists? The truth is there is not much spectacular to see, neither in Montevideo nor in the countryside. The land is mainly flat and fertile; the city seems a bit lost in time. As if she tried to imitate the Buenos Aires of 20 years ago, but on a much smaller scale. We went on a guided tour around the centre and then drove out
into the countryside to visit a winery. We learnt that the biggest problem to grow wine in Uruguay is that they have too much(!) water, so that in the beginning their wines were “watery”, which was a big disappointment. Now they have found methods to harvest grapes which concentrate the sugar much more and thus their wines are more than drinkable as we discovered in the following wine tasting (5 different wines, no headache! Remarkable).

We returned to the ship a bit tipsy, but very happy and left Montevideo in the evening
to head to Patagonia. Now that we are going southwards the days get longer, but at the same time, the temperature goes down again.  


There is one personality in Uruguay which impressed us very much. Therefore I just cut and paste of Wikipedia:

José Alberto "Pepe" Mujica Cordano (born 20 May 1935) is a Uruguayan politician who served as the 40th President from Uruguay from 2010 to 2015. A former guerrilla with the Tupamaros, he was imprisoned for 12 years during the military dictatorship in the 1970s and 1980s. A member
of the Broad Front coalition of left-wing parties, Mujica was Minister of Lifestock, Agriculture and Fisheries from 2005 to 2008 and a Senator afterwards. As the candidate of the Broad Front, he won the 2009 presidential elections and took office as President on 1 March 2010.
He has been described as "the world's humblest head of state" due to his austere lifestyle and his donation of around 90 percent of his $12,000 monthly salary to charities that benefit poor people and small entrepreneurs.


He has been described as "the world's humblest head of state" due to his austere lifestyle and his donation of around 90
percent of his $12,000 monthly salary to charities that benefit poor people and small entrepreneurs. His face is depicted in a mural opposite of the National Congress (Palacio Legislativo) as if he is still watching over what Uruguayan politicians will do.