Gestern (Montag, den 6. April)
in der Dunkelheit vor Sonnenaufgang entdeckten wir Lichter am Horizont, etwas,
was wir nun seit einer Woche nicht mehr gesehen hatten. Während dieser Zeit
sind wir im Indischen Ozean stetig nach Norden gesegelt, ohne den leisesten
Hinweis darauf, dass außer uns und unserem Schiff noch irgendetwas existieren
könnte. Später sahen wir auf der Landkarte (auf der unsere Route auf dem
Fernsehbildschirm präsentiert wird), dass wir der südlichsten Spitze Sri Lankas
nahe genug gekommen waren, um Lichter vom Ufer zu sehen.
Der Tag begann wie alle Tage,
seit wir die Umgebung von Fremantle verlassen hatten: es war sehr heiß, die
Luftfeuchtigkeit extrem hoch, die See war absolut ruhig und es gab kaum eine
Prise. Es ist so heiß, dass man draußen besser nicht barfuß unterwegs sein
sollte. In den letzten Tagen war die Temperatur der Außenpools jeweils 30°
Celsius, selbst das was nicht mehr wirklich erfrischend.
Gegen 7 Uhr hatten wir dann unsere
Ankerposition vor Colombo erreicht. Auf den Fotos könnt Ihr sehen, was wir von
Colombo mitbekommen haben. Nicht viel!
Die ersten Boote, die uns begrüßten,
waren ein Schiff der Sri Lanka Marine und ein zweites Boot, das zwei Personen
aufnahm, die das Schiff damit verließen. Eine Person auf einer Krankentrage und
eine Person zu Fuß. Natürlich brodelte die Gerüchteküche sofort unter
Volldampf. Später am Tag haben wir dann durch lokale Medien erfahren, was
tatsächlich (hoffentlich: ‘tatsächlich‘) vorlag, so brauche ich Euch nicht mit
wilden Spekulationen zu beunruhigen.
Bei den beiden Leuten ging es um
ganz
verschiedene Schicksale. Die Frau auf der Krankentrage war eine deutsche
Passagierin mit Herzproblemen (aber keiner Corona!), die in ein örtliches
Krankenhaus gebracht werden musste, weil sie sich wohl einer Operation wird
unterziehen müssen.
Die zweite Person war ein
Mitglied der Crew, ein Koch aus Sri Lanka, der sich über soziale Medien mit
einem dringenden Appell an den Präsidenten von Sri Lanka (!) und den
Premierminister von Sri Lanka (!) gewandt hatte, weil er das Schiff verlassen
und in Sri Lanka an Land gehen wollte. So kam also ein Kriegsschiff heraus, um
ihn zu
‚retten‘! Wir sahen, wie sich sofort auf dem Boot Reporter in
Schutzanzügen um ihn scharten, um ihn zu fotografieren, während die arme
Deutsche auf ihrer Trage daneben lag. Wir fanden und finden die Geschichte von
dem Koch äußerst merkwürdig. Wir sind sicher, dass es noch andere Crewmitglieder
an Bord gibt, die aus Sri Lanka kommen, und von denen keiner einen solchen
Zirkus veranstaltet hat. Aber ich werde hier nicht darüber spekulieren, was
dahinter steckt.
Während wir also vor Anker lagen,
kam das Tankschiff und machte backbords fest. Das Auftanken dauerte viele
Stunden, was den Herren der Schöpfung Gelegenheit bot,
Fotos zu machen und sachkundige Gespräche über das Auftanken im Allgemeinen und im Besonderen zu führen.
Fotos zu machen und sachkundige Gespräche über das Auftanken im Allgemeinen und im Besonderen zu führen.
Schließlich so gegen 18:00 Uhr wurden
die Anker wieder gelichtet und wir fuhren ab in Richtung Westen. Während der
Nacht sahen wir auf einmal wieder Lichter von weitem zu uns hinüber blinken.
Das musste die Südspitze Indiens sein! Wir hatten sogar Visa für Indien! Nicht
einfach zu bekommen, und auch nicht billig!
Unser nächstes Ziel ist
tatsächlich der Suezkanal und der 14. April hat sich als offizieller Termin
unserer Ankunft dort bestätigt. Dann werden wir von Sri Lanka aus 3.456
Seemeilen oder 6.401 km zurückgelegt haben. Wir wissen sogar schon, dass der
Lotse am Nachmittag des 14. an Bord kommen wird. Es scheint so zu sein, dass
die Verantwortlichen darauf verzichten, extra Sicherheitspersonal an Bord zu
nehmen. Auch diese Information ist erst ein Gerücht, aber sie kommt von
Mitgliedern der Besatzung, so
wird daran doch mehr sein, als an all den wilden Spekulationen unserer Mitpassagiere. Da können wir nun nur hoffen, dass auch die somalischen Piraten unter Kontaktsperre stehen, ihre Häuser nicht verlassen und sich nicht in Gruppen zusammenschließen dürfen.
wird daran doch mehr sein, als an all den wilden Spekulationen unserer Mitpassagiere. Da können wir nun nur hoffen, dass auch die somalischen Piraten unter Kontaktsperre stehen, ihre Häuser nicht verlassen und sich nicht in Gruppen zusammenschließen dürfen.
Die Durchfahrt durch den
Suezkanal dauert ca. 11 Stunden. Da die Schiffe aber nur in Konvois
durchgelassen werden, und die Bildung eines Konvois ebenfalls 11 bis 12 Stunden
dauern kann, werden wir das Mittelmeer wohl kaum vor dem 15. April erreichen.
Es gibt noch keine Informationen
darüber, welcher Hafen uns anlanden lässt, und wie wir dann nach Hause kommen.
Die Franzosen (!) bestehen weiterhin eisern darauf, dass das nur Marseille sein
könne. Gestern hat die Bundesregierung verfügt, dass alle aus dem Ausland
heimkehrenden Deutschen für 14 Tage in Quarantäne müssen. Naja, wenn wir dann
schließlich unseren endgültigen Hafen erreicht haben werden, haben wir ca. 6
Wochen in einer Art Quarantäne verbracht. Daher gibt es viele Landsleute, die
über einen weiteren ‚Einschluss‘ von
14 Tagen gar nicht glücklich wären. Aber
natürlich wissen wir im Moment noch gar nicht, wie man sich diese Quarantäne
vorzustellen hat. Wenn es bedeutet, dass jeder 14 Tage in seiner eigenen Wohnung
verbringt mit minimalen Außenkontakten, dann wäre das keine große Zumutung. So
wollten wir uns sowieso verhalten. Aber ich frage mich schon, wie sie sowas bei
vielen hundert Deutschen kontrollieren wollen, die alle von dieser Weltreise
kommen, sich aber nun auf ebenso viele Wohnorte verteilen. Wir werden das
herausfinden. Und wir werden Euch davon berichten.
Falls Ihr wissen wollt, wie wir
weiterhin unsere Tage verbringen: genauso wie bisher. Unser Trivia Quiz Team
hat immer noch nicht gewonnen. Wir gehen jeden zweiten Tag zum Tea Dansant,
nicht um zu tanzen, sondern um Tee zu trinken, Kuchen zu essen und um mit
netten Leuten zu plaudern (Können Sie die Musik nicht mal ein bisschen leiser
stellen? Was heißt, Sie wollen hier tanzen?)
Die Vorträge, die wir regelmäßig
besuchen, sind weiterhin interessant, auch wenn die Themen manchmal recht weit
hergeholt scheinen. Gestern hielt unser italienischer Massimo einen über
‚Leuchttürme‘ mit wunderbaren Fotos. Diese armen Leute, die für die Vorträge
engagiert wurden, müssen jetzt ihren gesamten Fundus auf dem Computer
durchstöbern, um immer wieder Material für neue Vorträge zu finden.
Dinner: Nun haben wir uns doch
noch von einer unserer Angewohnheiten verabschiedet. Statt ins Buffetrestaurant
Sahara zu gehen, sind wir jetzt doch regelmäßig im edleren ‚Quattro Venti‘ zu
finden. Das ist das Resultat gegenseitiger Erpressung. Wir sagten: „Wenn wir
diesen schönen Tisch in der Ecke bekommen, dann kommen wir auch regelmäßig zum
Dinner.“ Sie dagegen: „Wenn Ihr regelmäßig zum Dinner kommt, dann kriegt Ihr
auch den schönen Tisch in der Ecke.“ Und
der Tisch ist es wirklich wert, schön abgelegen, ruhig und man hat das ganze
Lokal im Blick. Jetzt freuen wir uns abends schon fast, uns ein bisschen
weniger schäbig anzuziehen und speisen zu gehen. Und die, die uns bedienen
scheinen sich jeden Abend zu freuen, uns zu sehen.
Nochmal vielen Dank für alle
Nachrichten! Nach wie vor ist es so, dass wir die großen Weltnachrichten
mitbekommen, uns die kleinen Ereignisse aus Eurem Leben unter dieser Epidemie
aber eigentlich viel mehr interessieren.
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Yesterday (Monday 6th of April)
still in the darkness of night we saw lights from afar, something which we had
not seen for nearly a week. For all these days we had sailed the Indian Ocean
without the slightest hint that anything existed beyond us and our ship. Later
we saw on the map (on which our journey is presented on the tele screen) that
we had approached the southernmost point of Sri Lanka close enough to see
lights from the shore.
The day started like all the days before since
we left the vicinity of Fremantle: it was very hot with a high degree of
humidity, the sea was absolutely calm and there was hardly any wind. It is so
hot outside that one should avoid walking barefoot. The temperature of the
outdoor pools has been 30° Celsius for the last few days, so even the pools do
not offer much refreshment.
At
around 7 o’clock am we had reached our anchoring position near Colombo. You can
see on the photo, what we could see of the city. Not much!
The first two boats to greet us was a boat of
the Sri Lanka Navy and another boat, which came along side our ship, and took
two people of the ship, one on a stretcher and one walking. So of course the
rumours went right through the roof. Later in the day we found explanations of
what had happened in the local media, so I do not have to bother you with all
that went around the ship, but can tell you, what the truth is(at least I hope
it is).
Those two people had separate stories. The
woman on the stretcher was a German passenger who suffered under heart problems
(but not Corona!) and was taken to a local hospital because she needed
treatment and surgery. The other person was a member of the crew, a Sri Lankan
chef, who via social media had applied to the Sri Lankan President (!) and the
Sri Lankan Premier Minister (!) to be allowed to leave the ship and to come
ashore. So the Sri Lanka Navy came out to ‘rescue’ him, and already on the boat
he had photographers around him (in protective gear) taking his photo, while
the German lady laid there and nobody was interested in her. We thought the
story of the chef to be rather strange. We are sure that there are more people
from Sri Lanka working on the ship, who obviously did not fight for being
allowed to leave. But I am not going to speculate what was behind that
eccentric action.
While we were anchoring the ship to supply us
with fuel approached and was tied to ours. The action to fill our tanks took
many hours, which was a good occasion for all the gentlemen to lurk around,
take pictures and have sophisticated discussions about the right way to refuel
a car compared to a vessel.
Eventually around 6 pm we lifted anchor and
turned to the West. Last night we saw lights again coming from afar. This now
must have been India. We even had visa for India! Difficult enough to get and
expensive enough!
Our next destination is the Suez Canal and the
14th of April is the official date when we will arrive there, after
having covered 3,456 nautical miles or 6,401 km. We even know that the pilot
will enter the ship in the afternoon of the 14th. It seems that the
people responsible for our fate have decided not to take extra security
personal on board. This is a rumour but it comes from members of the crew, so
we think, they are closer to valid information than any of us passengers
speculating till the cows come home. We can only hope that the Somalian pirates
are informed that they too should stay at home and not go out in groups.
The time for going through the Suez Canal will
be approx. 11 hours. But ships go through in convoys, and to form a convoy may take
another 11 or 12 hours. So it would be realistic to expect that we will reach
the Mediterranean not earlier than 15th of April.
We still have no information which port then
will allow us to leave the ship and how we will get home. The French (!) still
insist it has to be Marseille. Yesterday the federal government of Germany
advised that all Germans coming from abroad should go into 14 days of
quarantine. Well, by the time we reach our final port we will have been in a
kind of quarantine for more than six weeks. So a lot of people are quite
unhappy about the idea to be locked up for another two weeks. But of course as
of today we have no idea what they mean by ‘quarantine’. If they expect us to
stay at home, wherever home is, fine by me! This is what we would have done
anyway. But I wonder how they will check up on these many hundred Germans who
will come home from this Cruise around the World and will return to as much
different places. We will find out. And when it happens, we will let you know.
If you want to know how we are spending our
days: very much as before. Our trivia quiz team still waits for its’ first win.
We still go to the Tea Dansant, not to dance, but to drink tea, eat cake and
talk to nice people (Could you please turn down the music? What? You want to
dance?)
The lectures we visited are still interesting,
even if some of the themes now are more than general, like Massimo’s Italian
lecture yesterday, which was about ‘Lighthouses’ (wonderful photos!). Those
poor people (the lecturers) have to go through their computers and put together
material for talks beyond everything they had ever prepared for the cruise.
Dinner: we have changed our allegiance from the
buffet restaurant Sahara to the posher place Quattro Venti. It was the result
of reciprocal blackmailing. We said: ‘If we can get this wonderful table in the
corner, we promise to come every night.’ They said: ‘If you come every night,
you will get this wonderful table in the corner.’ The table is so far away from
the crowd, so protected and quiet that it was worthwhile abandoning our
prejudices. And the people who serve us seem to be happy to see us every night.
Thank you once more for all your messages! While
we follow world news, it is the small, everyday things which really interest us
most.
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