ROTES MEER / RED SEA



Die Neuigkeit des Tages: das Rote Meer ist genauso blau wie jedes andere Meer!

Aber was viel wichtiger ist: Wir wissen jetzt, was aus uns wird! Wir werden am 21.4. von Marseille mit Bussen zum Münchner Hauptbahnhof gebracht. Jetzt, wo das klar ist, haben wir uns sehr schnell mit der Idee angefreundet. Es hat den Vorteil, dass wir nur minimalen Kontakt mit der Corona-Welt haben und unser ganzes Gepäck mitnehmen können. Und in München HBF anzukommen bedeutet, dass wir im Notfall sogar mit dem Zug nach Hause fahren könnten, obwohl das bei dem vielen Gepäck schon auch eine Herausforderung wäre.

Indem sie Busse einsetzen, hat die Schifffahrtsgesellschaft die Möglichkeit, viel mehr Menschen ihrem Zuhause ein ganzes Stück näher zu bringen. Die Liste der möglichen Ziele liest sich wie ein Verzeichnis der wichtigsten europäischen Städte. Ich habe bisher auch keinen Passagier getroffen, der jetzt nicht eine ganz gute Ahnung hätte, wie er sein Zuhause erreicht. Leider lässt sich für die Crew nicht dasselbe sagen, die meisten kommen von weit entfernten Ländern, und was aus ihnen wird, ist weitgehend ungeklärt.

Die Zone der Piratengefahr haben wir nun verlassen. Die Piraten haben sich an das Kontaktverbot gehalten und sind zuhause geblieben. Wir dürfen jetzt wieder alle offenen Bereiche und unsere Balkone betreten und die Verdunklungsvorhänge müssen nachts auch nicht mehr geschlossen sein.

Bei der Einfahrt ins Rote Meer sahen wir rechts schemenhaft den Jemen und links einen Schatten von Dschibuti. Heute Nachmittag erreichen wir Suez und ankern da, bis wir unseren Platz in dem zu bildenden Konvoi einnehmen können. Man hat uns gesagt, dass Kreuzfahrtschiffe oft eine der vorderen Positionen bekommen, falls mal ein Schiff nicht weiterkommt, damit die Schiffe mit Passagieren nicht unnötig lange warten müssen. Wir haben auch schon gelernt, dass der Suezkanal

im Prinzip eine einspurige Straße mit Ausweichplätzen ist (unsere schottischen Freunde wissen genau, was damit gemeint ist). Seit wir im Roten Meer sind, begleitet uns ein ziemlicher Sturm mit hohen Windgeschwindigkeiten, obwohl die Sonne scheint. Wir vermeiden es, uns draußen aufzuhalten. Man wird einfach weg geweht.

Ostern ist nun vorüber und das ist während der Feiertage passiert: Am Karfreitag gab es eine Schweigeminute für die vielen tausend Opfer der Corona-Virus-Epidemie. Ich war gerade draußen auf

dem Pool-Deck. Diejenigen, die herumliefen, blieben stehen, die Schwimmer bewegten sich zum Rand und blieben dort stehen, die auf Sonnenliegen Lagernden standen auf und stellten sich neben ihre Liegen. Alle bis auf eine Person (männlich?/weiblich?), die offensichtlich davon ausging, dass auf einer Sonnenliege zu liegen, die Augen mit Gurkenscheiben bedeckt, Stille genug war. Aber vielleicht war sie oder er nur eingeschlafen. Auch als das Signal ertönte, dass die Minute vorüber war, blieb es noch eine ganze Weile sehr still. Viele schienen noch in ihre eigenen Gedanken versunken.

Am Nachmittag gab es dann eine Andacht, die vor allem von den Passagieren selber organisiert wurde, da es keinen Pfarrer oder Priester an Bord gibt. Wir haben daran nicht teilgenommen, aber man hat uns hinterher erzählt, dass in so vielen persönlichen Fürbitten einzelner Passagiere der Name des Kapitäns genannt wurde, dass er, der in der ersten Reihe saß, sich schließlich der Tränen nicht mehr erwehren konnte.  

Am Ostersonntag wurde dann im Theater die Messe aus Rom auf der großen Leinwand übertragen.

Am Abend des Ostermontags gab es eine offizielle Abschiedsveranstaltung. Zunächst hielt der Kapitän eine Rede, dann präsentierten die verschiedenen Künstler, die uns während der Reise unterhalten hatten, eine letzte Show mit Sängern, Tänzern, Akrobaten und Magiern. Und schließlich marschierten die vielen Abteilungen des Schiffes ein: die Rezeptionisten, die Haushälter, die Köche, das Restaurantpersonal, das technische Personal, das medizinische Personal, die Leute, die die Ausflüge organisierten und begleiteten, die Offiziere und der Kapitän kamen auf die Bühne. Es war erstaunlich zu sehen, wie viele Menschen sich in all den Wochen damit beschäftigt haben, uns zu versorgen, uns heil von Ort zu Ort zu bringen, unsere Kabinen und unsere Wäsche in Ordnung zu halten, uns medizinisch zu versorgen et. etc. Sie alle und der Kapitän bekamen stehende Ovationen. Vor allem Kapitän Roberto Leotta, der durch seine Entscheidungen, uns in erster Linie vor dem Virus zu schützen, uns einen Monat länger an Bord zu behalten und uns heil und gesund nach Europa zu bringen, möglicherweise einigen das Leben gerettet hat. Ich möchte nicht zu sentimental klingen, aber ich hatte schon ein Gefühl einer tiefen Verbundenheit, als wir alle da standen und applaudierten und nicht aufhören wollten, ihm zu applaudieren.

Es wird immer offensichtlicher, dass unser großes Abenteuer sich dem Ende nähert. Die verschiedenen Aktivitäten werde eine nach der anderen eingestellt. Die Kulturvortragenden halten ihre letzten Vorträge. Der letzte Quiz ist zu Ende gegangen und wir haben nicht ein Mal gewonnen! Die Tanzkurse und andere sportliche Unternehmen bieten keine Termine mehr an. Einige Nahrungsmittel sind ausgegangen (aber keine Sorge, es gibt immer noch genug Futter für alle). Es war üblich, dass es auf dem Früchtebuffet eine große Auswahl verschiedener Obstsorten sowie Obstsalate gab. Jetzt gibt es fast nur noch Melonen. Das Gerücht läuft um, es gäbe bald kein Klopapier mehr (!). Dem folgt das zweite Gerücht auf dem Fuße, das läge daran, dass Passagiere massenweise Klopapierrollen, vor allem aus den öffentlichen Toiletten, klauen, um sich für zuhause damit zu versorgen. Kann man sowas glauben?

Morgen durchfahren wir dann den Suezkanal und wir hoffen, Euch im nächsten Blog mit vielen Fotos erfreuen zu können. 





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Breaking news: the Red Sea is as blue as any other sea!

More important news: Now we know our fate. We will be transferred from Marseille to Munich (Main Station) by bus on the 21st of April. So now we know, we have adapted pretty quickly to the facts and we can see the advantage of traveling with a bus. We will have a minimum of contact and we can take all our bags with us. And arriving at Munich Main Station means that we could even take a train home, although this would be quite a challenge with all out luggage.

By using buses the ship’s company has the chance to get more people nearer to home. The list of available destinations reads like an inventory of the most important towns all over Europe and I have not found a single passenger who has not figured out by now how they can go home safe and well. Unfortunately the same cannot be said for the crew. Most of them come from places far away and their fate is still unsolved.  

We are out of the pirate-danger-zone now. The pirates followed advice and stayed at home. We again can use all outside spaces and our balconies, and the black curtains do not have to be closed at night.

We entered the Red Sea and saw Yemen on the right hand side and Djibouti on the left had side. This afternoon we will reach Suez and anchor there until we find our place in the convoy. We were told that cruise ships often get one of the first positions just in case if one ship has some difficulties, the ship with passengers on board won’t have to wait so long. We learnt that basically the Suez Canal is a single track road with passing places (all our Scottish friends will know what this means). Since we have entered the Red Sea we cruise in some kind of storm, very high winds although the sun shines. We avoid being outside for too long. You are just blown away.

Easter is over now and here is what happened: On Good Friday there was a minute of silence held on board to remember all those many thousands, who have died from the Corona Virus. I was outside in the pool area, people who were walking stopped, people who were swimming swam to the edge and stood in the water, people on sun beds got up and stood for the time of silence. Except one person (male? female?), who obviously thought that lying still on a sun bed with cucumber slices on his/her eyes was silence enough. But perhaps he/she was only sleeping.

Even after the signal came that the minute was over, it stayed silent for quite a while and people seem to be lost in their own thoughts.

In the afternoon people had prepared something like a service, as far as you can do without a minister or a priest. We did not take part, but we heard afterwards that when they came to the part where individual passengers said their personal prayers the name of the captain came up again and again and in the end he (the captain), who sat in the first row, could not keep back his tears.

On Easter Sunday they projected the mass from Rome on the big screen in the theatre.

On Easter Monday night there was an official Farewell Celebration, where first the captain gave a speech, then the different people who entertained us, singers, dancers, acrobat and magicians presented their last show and finally all the different departments of the ship, the receptionists, the house keepers, the cooks, the restaurant staff, the technical personal, the medical personal, the people who organised the excursions, the officers and the captain came on stage. It was amazing to see how many people during all those weeks have been busy caring for us, transporting us, feeding us, keeping our clothes clean, keeping our cabins tidy etc. etc. They and the captain got standing ovations. Specially Captain Roberto Leotta, who might have saved lives by his decision to not open the ship to this virus infection and by keeping so many people on board safe and healthy for another month and by bringing us back to Europe, where we can get home securely and quickly. I don’t want to sound utterly sentimental, but I had indeed a feeling of a great unity as we stood and applauded the captain and the ovation would not stop.

It is obvious now that this, our great adventure is coming to an end. All the different activities have their last meetings. The lecturers will give their last ‘Culture while Cruising’ lectures. The last trivia quiz is over and we have not won once! The dance courses and other sports events come to an end. There are some obvious shortages as far as food is concerned (don’t worry, there is still plenty to feed us). We used to have a wide variety of fruits on the buffet, now it is mostly melons. There is a rumour that there could be a shortage of toilet paper (!), due to the fact that passengers have started to steal whole rolls of toilet paper from the public toilets to take home with them. Could you believe it?
Tomorrow we will go through the Suez Canal and we hope that in our next blog we can entertain you with lots of photos.

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