BUENOS AIRES - ARGENTINIEN



Wenn man direkt von Rio de Janeiro nach Buenos Aires kommt, ist man in der Versuchung, ständig beide Städte zu vergleichen. Aber ich will mich hier auf drei Aspekte beschränken und später nur noch über Buenos Aires sprechen, eine grandiose Stadt, die das wirklich verdient hat. Erstens: Rio ist im Vergleich zu Buenos Aires dreidimensional durch die steilen Hügel und die Klippen, um die herum die Stadt gewachsen ist und denen sie sich anpassen musste. Buenos Aires dagegen liegt in einer
Ebene und konnte sich großzügig nach allen Seiten ausbreiten, konnte unglaublich breite Straßen und Boulevards kerzengerade durch die Stadt führen lassen und hatte genügend Fläche für weite Parklandschaften. Zweitens: beide Städte sind durch die europäisch beeinflusste Kolonialarchitektur geprägt, aber in Rio gibt es einen sichtbaren Einfluss von
afrikanischer Kultur, der in Buenos Aires fast völlig fehlt. Buenos Aires erinnerte uns an Paris oder vielleicht noch mehr an Madrid. Drittens: für Rio de Janeiro spielt das Meer eine wichtige Rolle, die Stadt öffnet sich zu Meer und die phantastischen Strände sind der Höhepunkt vieler Stadtteile. Buenos Aires dagegen wendet dem Rio de la Plata den Rücken zu und will nicht wirklich etwas davon wissen. Das drückte sich sogar in unseren jeweiligen Liegeplätzen aus. In Rio lag das Schiff an einem Pier mit einladenden Gebäuden und einem schönen Blick auf die
Stadt und wir wurden mit lauter Musik begrüßt. In Buenos Aires lagen wir im Containerhafen und mussten eine Weile mit dem Shuttlebus fahren, um erst einmal zur Einschiffungshalle zu gelangen.

Aber jetzt konzentrieren wir uns ganz auf Buenos Aires. Wir verbrachten zwei Tage dort. Am ersten nahmen wir an einer geführten Tour teil. Zuerst besuchten wir das historische Zentrum und machten am Plaza Mayo halt. Auf der einen Seite befindet sich die Casa Rosada, Sitz des Präsidenten, auf der anderen Seite das alte Rathaus Cabildo und die Kathedrale.
Wir fuhren durch den historischen Stadtteil San Telmo und am Theater Colon vorbei, einer der besten Opernhäuser der Welt. Aber unser eigentliches Ziel was der Stadtteil La Boca, und dort das Stadium der Boca Juniors, einer von zwei rivalisierenden Spitzenmannschaften in Buenos Aires (der andere ist River Plate). Die Farben des Vereins sind Blau und Gelb (und das hat nichts mit Ikea zu tun, obwohl es viele Theorien über die Farben gibt). Diese Farben findet man im ganzen Stadtviertel wieder. La Boca war das Ziel vieler armen Einwanderer aus Italien, die ihre ersten Behausungen aus Wellblech
und Holz bauten. Heute noch sieht man viele Gebäude dieser Art. Teile des Viertels sind wie ein Open-Air-Museum oder eine Kunstgalerie und wie alle Besucher schlenderten auch wir die Caminito herunter. Und überall ist der Tango.

Am zweiten Tag holte uns Michaels Bekannter aus seiner Industriezeit zusammen mit seiner Partnerin an der Einschiffungshalle ab und machten mit uns eine wunderbare Tour durch die Teile von Buenos Aires, die wir noch nicht gesehen
hatten. Wir haben in diesen Stunden so
viel gesehen und über das Leben in Buenos Aires gelernt, dass ich Bände füllen könnte. Deshalb hier nur eine schnelle Auflistung von den wichtigsten Orten, an denen wir vorbei kamen: Puerto Madres neue Calatrava-Brücke, der Friedhof Recoleta, der Stadtteil Palermo, der Obelisk, der Palacio Barolo, der National Kongress, verschiedene Museen, viele Parks und Grünflächen und so viel mehr. Wir fühlten uns sehr geehrt, dass sie uns in ihr schönes Haus einluden, wir aßen in einem Restaurant am Wasser wunderbar zu Mittag und schließlich gelangten wir noch in den zauberhaftesten
Buchladen der Welt, El Ateneo Grand Splendid. Das war einmal ein Theater und Kino und ist heute der Traum jedes Bücherlesers.

An vielen Orten in Buenos Aires fanden wir Spuren der Erinnerung an die Diktatur in den späten 70ern (Videla und andere). Auf dem Plaza Mayo befinden sich Farbsymbole, die an die „Mütter von Plaza Mayo“ erinnern. Es gibt zahlreiche Plaketten und Denkmäler diese dunkle Zeit betreffend, aber was uns wirklich betroffen machte, war, als wir an einer Stelle aus dem Auto stiegen und auf dem Gehsteig eine eingelassene Platte mit Namen sahen, und unsere Begleiterin uns erzählte, dass dies die Schule war, in die sie gegangen ist, und dass das die Namen von Lehrern und Klassenkameraden sind, die in dieser Zeit „verschwunden“ sind. Siezeigte uns die Namen von mehreren ihrer Freundinnen, die noch nicht einmal erwachsen waren, als sie ermordet wurden.

Am Abend nahmen wir Abschied von Buenos Aires in der Hoffnung hier noch einmal herkommen zu können. Übernacht brachte uns das Schiff nah Uruguay auf die andere Seite des Rio de la Plata und nach Montevideo, über das ich Euch im nächsten Kapitel erzählen werde. 

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It was difficult, coming from Rio de
Janeiro, not to permanently compare the two cities. So I try to limit the comparison on three features and afterwards will only tell you about Buenos Aires, which really deserves her own chapter. First, while Rio is three-dimensional with all those steep hills and cliffs within the city and so had to enfold around those natural obstacles, Buenos Aires is on a plain and could spread generously, has wide boulevards, great green spaces and vistas along main traffic arteries. Second: while both cities in their buildings have strong links to European architecture, in Rio’s culture there is a strong African influence, whichyou do not find in Buenos Aires. Buenos Aires reminded us of Paris and even stronger of Madrid. Third: while Rio adores the sea and opens up to wonderful beaches everywhere, Buenos Aires turns her back to the La Plata River and just is not interested. This even showed in the places we docked. In Rio we were at a pier near the city, from where we could see famous landmarks and where greeted with loud music, in Buenos Aires we docked in a
container port and had to be shuttled by bus to an embarkation terminal.

But now let us concentrate on Buenos Aires. We spent two days there. On the first day we went on a guided tour which brought us to the main parts of the inner city, like Plaza Mayo with the Casa Rosada on one side and Cabildo Colonial Town Hall and the Metropolitan Cathedral on the other side, we passed through San Telmo, an old part of the city, and by the Theatre Colon, one of the best opera houses in the world. But our main aim was the district of the city which is called La Boca and there to the stadium of Boca Juniors, which we visited. This is one of two rival clubs of Buenos Aires (the other is River Plate), their colours are blue and yellow (sorry Ikea, lots of theories where this comes from), and those bright colours spread to the whole part of town. La Boca was one part of the city where poor emigrants from Italy first settled down and their built their houses of corrugated iron and wood. And still today one can see many of those structures there. Some part of the quarter is like an open-air-museum or art gallery and we strolled down lanes like Caminito, a must for every visitor. And the Tango is everywhere.

On the second day a former business acquaintance of Michael together with his partner met us at the Embarkation Terminal and gave us the most wonderful private tour to parts of Buenos Aires we had not visited the day before. We saw so much and learnt so much about the city and how people live there that it would fill many pages to tell you all. Here is a quick list of places we passed by: Puerto Madre’s new Bridge by Calatrava, Recoleta Cemetery, parts of Palermo, the Obelisk, Palacio Barolo, National Congress, different museums, different parks and gardens and much more. We felt very honoured that we were invited into their house, we enjoyed a wonderful lunch in a restaurant on the shores of the river and we managed to visit the famous book shop El Ateneo Grand Splendid, which used to be a theatre and a cinema and now has been turned into what is a reader’s paradise.

What impressed us very much in Buenos Aires were the many reminders of the crimes of the dictatorship in the 70th  (Videla and others). On Plaza Mayo there is street art to honour the Mothers of Plaza Mayo, there are lots of remembrance plaques and statues all around the place, but what really disturbed us was when we parked the car in front of the school our lovely guide went to. There on the pavement was a list of teachers and students which have “vanished” during those years and our guide went to school with some which were not even adults when they were murdered by the regime.

In the evening we left Buenos Aires and thought we would be happy if we ever could come back. Overnight the ship brought us to Uruguay on the other side of the Rio de la Plata and to Montevideo, which I will tell you about in the next chapter.
 

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