MARSEILLE II - FRANKREICH



Hochverehrtes Publikum! Wir haben es geschafft: wir sind einmal um die Welt geschippert, Seemeile für Seemeile, Kilometer für Kilometer! 3.292 Seemeilen oder 60.970 Kilometer! Wir versichern Euch, sie ist gewaltig, unsere Erde, und es gibt eine verdammte Menge Wasser!
Die BBC News haben heute Morgen einen Artikel veröffentlicht unter dem Titel ‘The „last cruise ship on Earth“ finally comes home’ (‘Das „letzte Kreuzfahrtschiff der Welt“ kommt endlich nach Hause‘) https://www.bbc.co.uk/news/world-52350262  Das sind wir!
Heute Morgen sind wir also in Marseille angekommen und nun beginnt allmählich die Ausschiffung. Zu zweit gehen die Leute und Bord und werden zu den wartenden Bussen geleitet. Als erste gehen heute die Franzosen und die Italiener. Morgen sind dann wir dran.
Wir sind darüber informiert worden, dass die Behörden mit uns eine ‚Evakuierung‘ durchführen. Es gibt ein strenges Protokoll, um zu verhindern, dass wir der Grand
Nation irgendeinen Schaden zufügen. Sogar das Fresspaket, das wir vom Schiff mitbekommen, musste von den Behörden genehmigt werden. Polizei bewacht uns vom Pier und von einem Polizeiboot aus, damit ja keiner entkommt. Wenn die wüssten, wieviel lieber wir auf dem Schiff bleiben würden.
Aber auf dem Schiff selbst wird schon alles heruntergefahren. Die Flügel sind in Plastikfolie verpackt, die Läden machten ihren ‚Ausverkauf‘ und sind jetzt geschlossen, heute Abend ist nur noch das Buffetrestaurant für die letzten ‚Überlebenden‘ geöffnet, nur noch zwei Bars bedienen Durstige, und das auch nur bis zu einer frühen Sperrstunde. Wein gibt es auch keinen mehr, obwohl stärkere Sachen durchaus noch im Angebot sind.
Ganz gegen unsere sonstigen Gewohnheiten haben wir die letzten Abende noch bis spät mit Freunden zusammen gesessen (und ein paar Getränke waren auch im Spiel). Ich glaube, keiner von uns wollte vorzeitig gehen und dann in der Kabine alleine sein.
Noch einmal kam der Kapitän über Lautsprecher ‚Ding Dong‘ um ‚Auf Wiedersehen‘ zu sagen und uns wissen zu lassen, wie wundervoll wir gewesen seien und wie sehr wir alle eine große Familie geworden seien. Und irgendwie hat er ja recht. Auf dem Titelblatt unserer täglichen Nachrichten stand: „Danke, Kapitän Leotta.“, gezeichnet: Alle Besatzungsmitglieder der MSC Magnifica.
Das nette Mädchen, die uns während unserer Erkältungen immer unsere vier Orangensäfte brachte, gab mir ein aus Strohhalmen gefaltetes Herz, Maria aus Kuba, die meine Haare und Nägel machte, fragte, ob sie meine Freundin auf Facebook sein könnte (natürlich kann sie!), den Obern, die uns im Restaurant versorgten, standen beim Abschiedsfoto Tränen in den Augen (mir auch). So fühlt man sich eben, wenn man fast vier Monate zusammen war und mitten in einer Katastrophe endet.
Nun, ich hoffe, dass unser endgültiger Weg nach Hause alles andere als eine Katastrophe wird. Wir werden Euch davon erzählen, wenn wir unsere sicheren vier Wände glücklich erreicht haben. 


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Ladies and Gentlemen! We have done it: we have sailed around the world, nautical mile by nautical mile, kilometre by kilometre! 3,292 nautical miles or 60,970 kilometre! We can assure you the world is immense and there is a lot of water!
The BBC News today published an article with the title: ‘The “last cruise ship on Earth” finally comes home’ https://www.bbc.co.uk/news/world-52350262 That is us!
So we arrived in Marseille very early in the morning and by now the disembarkation has slowly started. People are leaving the ship two by two and are being guided to the waiting buses. Today the French (!) and the Italians leave first. Tomorrow it will be our turn.
We have been informed that officially what we do is an evacuation. We have to follow a very strict protocol to prove that we will not bring any harm to the Grand Nation. Even the Lunch package we are getting from the ship had to be approved by the authorities. There is police on the pier and a police boat on the water to make sure nobody escapes. If they only knew how much we would rather like to stay on board.
But the ship generally is already in lock-down mode. The grand pianos are wrapped, the shops had a sale and are now closed, tonight only the buffet restaurant will be open for the last ‘survivors’, only two bars will still be open and not until late! They have run out of wine, although you still can get stronger stuff.
The last few evenings, very much against our normal habits, we sat around with friends until very late (there were some drinks involved as well), because none of us wanted to leave and be alone in the cabin.
The captain came over the loudspeaker ‘Ding Dong’ to say his ‘good byes’ once more and to tell us how wonderful we were and how much we all had become a family. And he is right. This had been printed on the title of the daily newsletter: “Thank you, Captain Leotta.” Signed: All Crew Members of MSC Magnifica.
The lovely girl, who served us our four orange juices, while we were ill, gave me a heart she had folded out of drinking straws, Maria from Cuba, who did my hair and nails, asked whether she could be my friend on Facebook (of course she could), the guys who served us in the restaurant had tears in their eyes, when we grouped for farewell photos (so had I). This is how it feels if you have been together for nearly four month and have ended up in the middle of a catastrophe.
Well, I hope our final way back home will be anything but a catastrophe. We will tell you how it went from the safety of our flat.

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